Das Gesundheitsamt warnt wegen Vibrionen (Vibrio-Bakterien) vor dem Baden in der Ostsee
Der Blick auf die Ostsee ist sooo schön, und doch macht er momentan Sorgen! Die Sonne brennt erbarmungslos – das Wasser heizt sich auf. Schon runde 22 Grad waren es noch nicht mal Ende Juli! Inzwischen (5. August) sind 24 Grad schon fast normal. Eigentlich schöne Badetemperaturen für uns Menschen, wenn da nicht die Natur ihre eigenen Gesetze hätte!
Allerdings sind die flachen Boddengewässer teilweise noch viel wärmer und schon ab 20 Grad vermehren sich vorhandene Vibrio-Bakterien explosionsartig. Die fleischfressenden Bakterien können über offene Wunden in den Körper eindringen, schwere Wundinfektionen auslösen, oder sogar zum Tod führen. Gefährdet sind vor allem alte Menschen, kranke Menschen (besonders Lebererkrankungen, HIV-Infizierte) oder eben die, wo durch bestimmte Vorerkrankungen das Immunsystem nicht mehr vollständig funktioniert.
Vibrio-Bakterien: Neben dem bekannten Cholera-Erreger "Vibrio cholerae" gibt es zwei weitere: "Vibrio parahaeemolyticus" und "Vibrio vulnificus". Diese beiden halten sich in Meerwasser auf und vermehren sich schnell in warmem Meerwasser. Sie sind für schwere Magendarm-Infektionen und Weichteilinfektionen verantwortlich und gelten als potenziell krankmachend.
Der ERSTE TOTE, ein 70-jähriger Mann ist seit 22. Juli zu beklagen. Wo er im Wasser war, wird verheimlicht, um dem Ort keinen unnützen Schaden zuzuführen. Denn wichtig ist: Diese Bakterien können ÜBERALL sein – und vermehren sich momentan massenhaft!
Außerdem gibt es aktuell stellenweise – zum Beispiel in Lubmin – keine schöne Ostsee mehr! Eine einzige grüne Brühe (wer rein geht, kommt als grünes Marsmännchen wieder heraus) schwappt an die Strände. (Hierzu ein Link mit Fotos am Ende des Artikels.)
„Blaualgen“ (Cyanobakterien) sind es dort allerdings noch nicht gewesen, sondern normale Grünalgen. Die Überhitzung der Gewässer (gepaart mit Nitraten aus der Landwirtschaft) sind die Ursache. Das Gesundheitsamt überwacht die Strände regelmäßig und stellt schnellstmöglich Warnschilder auf. Besonders auf Kleinkinder gilt es zu achten! Blaualgen können Hautreizungen, und beim Verschlucken Vergiftungen hervorrufen.
In der Danziger Bucht (Polen), z. B. Sopot, wurde allerdings bei den ersten Strände wegen Blaualgen ein Badeverbot angeordnet. Eine grünblaue Brühe wälzt sich an die Strände und sieht bis zum Horizont nicht anders aus. Die gleiche Lage auch in Litauen und Schweden.
Ursache ist Sauerstoffmangel in der tiefen Ostsee. Stickstoff und Phosphate sind unlöslich im Boden gebunden und durch den fehlenden Sauerstoff setzt der Boden diese Stoffe wieder frei. Bestes „Futter“ für die Algen.
Blaualgen sind Bakterien! Eigentlich sind die Blaualgen gar keine Algen, sondern die so genannten CYANO-BAKTERIEN. Sie besitzen im Gegensatz zu Algen keinen echten Zellkern. Einige dieser Cyanobakterien enthalten neben anderen Photosynthese-Farbstoffen blaues Phycocyanin - deshalb haben sie die blaue Farbe und werden im Volksmund als "Blaualge" bezeichnet. Viele Cyanobakterien wandeln molekularen Stickstoff in Ammonium um und produzieren sehr unterschiedliche TOXINE. Einige gehören zu den stärksten natürlichen Giften, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Ausgehend von oft vermehrtem Auftreten, der so genannten "Algenblüte", können solche Toxine über die Nahrungskette oder allein das Verschlucken des Wassers in den menschlichen Organismus gelangen und zu Vergiftungen führen. Gelegentlich enden sie tödlich.
Vorsicht also bei „undurchsichtiger grüner Brühe“! Unbedingt beachten: Hinweisschilder – die manchmal nur durch einen A4-Zettel irgendwo hängen… etwa seitlich am Toilettenhäuschen…
Wer sich noch erinnern kann: 1994 war das Wetter ähnlich. Schon im April mancherorts 30 Grad. Die Problematik ähnlich wie 2018. Auf Grund dieses Artikels erhielt ich bereits die erste Rückmeldung einer inzwischen älteren Frau: "Seitdem habe ich den ganzen Schei…!", schreibt sie. Damals hatte die Ostsee in Strandnähe im September 24, teilweise 25 Grad. Viele Sachsen fuhren extra noch einmal "schnell baden" und wer weiß, wer noch alles. "Ich hatte das Wasser im Ohr und mich wohl auch verschluckt", schreibt die Dame. Und weiter: "Anschließend bekam ich einen Ohrsturz und eine Infektion nach der anderen. Seitdem habe ich immer wieder Probleme mit meinem Körper und mit meinen Organen. Ja, nach diesem Bad in der Ostsee 1994 fing alles an."
Dieser Artikel ist also im Gegensatz zu manchen Facebook-Kommentaren keine Panikmache, sondern informiert! Und er mahnt einfach zur Vorsicht. Niemand spricht von einem Badeverbot, sondern es heißt gleich zu Anfang an: "DAS GESUNDHEITSAMT WARNT..." Oder was wäre, wenn es das nicht tun würde und es gibt mehr Todesfälle, vielleicht kranke, empfindliche Kinder...? Dann ist das Geschrei nämlich groß und dann heißt es: "Hätten wir das nur gewusst..."
Das war das Thema „IN der Ostsee“. AN der Ostsee sieht es anders aus.
An der Ostsee, also auf den Inseln und auch auf dem Festland brennt es. Und zwar vergeht fast kein Tag, an dem die Pressemeldungen der Polizei nicht irgendeinen Brand eines Feldes, eines Mähdreschers, eines Traktors… beinhalten.
Die Trockenheit ist enorm. Der Funke eines Steines, den ein Mähdrescher „aufsammelt“ reicht schon, um das trockene Stroh und nachfolgend Erntemaschinen und Felder in Brand zu setzen.
Und dann gibt es Menschen, die werfen brennende Zigarettenkippen aus den Autos, oder Glasflaschen, die wie Brenngläser wirken… Also: LASST DAS BITTE! Und seid Euch nicht zu schade, auch mal eine Glasflasche, die im Wald liegt, aufzuheben und ordentlich zu entsorgen. Bevor der Wald brennt!
Grillen in der Landschaft ist schon seit Wochen verboten… Lagerfeuer erst recht… also achtet ein bisschen auf die Natur, auf die Felder… die Bauern haben fast nichts zu ernten, wissen nicht, wie sie ihre Tiere über den Winter bekommen sollen – und das, was da ist, verbrennt dann noch. Das ist SO nicht gut! Und der erste sächsische Rinderzüchter hat seine Tiere nach Thüringen gebracht, weil die Weiden in Sachsen vertrocknet sind; anderswo wird vorzeitig geschlachtet…
Eins ist jetzt schon klar: Diesen Sommer werden wir so schnell nicht vergessen… Das Schöne sollten wir trotzdem genießen!
Fotos: © Marius Jaster
Im nachfolgenden Link sind Fotos von Kollegen der Ostseezeitung aus Lubmin zu sehen:
http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Fotostrecken-Vorpommern/Erstmals-Blaualgen-in-Lubmin#chart=1
Kam über Facebook ins Haus „geflattert“: Alexandra Luna Vidal – Wir hatten es letzten Sommer hier auf den Kanaren und ich bekam eine schwere bakterielle Entzündung wie viele andere… .
Hallo Marius, Kannst du dich noch erinnern beim Kampf gegen die geplante Pechkohle Giftschleuder in Lubmin war das auch Thema .
Klar, Torsten. Der geplante „Monsterofen“ direkt am Strand – das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands… Von drei Grad Erwärmung war die Rede. Das hat jetzt zwar die Sonne gemacht, aber das geht ja auch definitiv bald vorbei und nicht permanent 40 Jahre lang. Aber stell Dir mal drei Grad zusätzlich noch vor. JETZT. Puhhh. Zum Glück haben wir die Banausen erfolgreich weggejagt… Was für ein Aufwand! Aber: GELUNGEN!
Ach so, Eure Flyer – die Maschine druckt… sollten also noch diese Woche bei Euch ankommen 🙂