Reif für die Insel? Dann nix wie hin – ganz einfach mit dem grünen Bus!

 

Seit 1. Januar 2013 ist es nun in Deutschland erlaubt – und erlaubt ist ja hier bekanntlich alles, was nicht direkt verboten ist. Es ist also nicht mehr verboten, mit einem Fernbus quer durch Deutschland zu reisen. Als es noch verboten war, gab es ja auch keine Fernbusse, außer der Sonderregelung für den Westberlin-Transfer in westliche Bundesländer.

Jetzt also, endlich dürfen wir Deutschen das machen, was die ganze Welt schon vorher durfte: Mit dem Bus reisen, wohin wir wollen.

Jaaaa, nun  ist es uns auch erlaubt, preiswert und komfortabel mit dem Bus von Bayern bis direkt auf die Insel Rügen zu reisen. Auch von Sachsen und Berlin – eben dort, wo der Bus lang fährt. MEINFERNBUS.DE machts möglich. Flixbus hat sich auch eingeklinkt, und die zusammen machen das RICHTIG, denken nicht an Rückzug wie die gelben Busse – egal, wem sie gehören. (ADAC, Post – die soll ja auch sich um unsere Briefe + Pakete kümmern…und der ADAC um unsere Autopannen…)

Danke also an den grünen Bus! Denn schließlich muss ja auch erst mal jemand in das bisschen abgelegene Ostseeland mit seinen Inseln fahren. Auch wenn da auf den letzen Metern in flauen Zeiten nur noch DU drin sitzt. Die bringen Dich hin!

Aber nur dadurch, dass es erlaubt ist, bewegt sich ja noch nichts. Also los, am Besten: TESTEN!

So stehe ich mit meiner Frau in Stralsund an der Bushaltestelle und wir warten auf den Bus, der mehrmals täglich in Göhren auf Rügen startet und über Baabe, Sellin, Binz und Bergen aufs Festland nach Stralsund kommt. Es beginnt zu regnen. Da sind noch drei, vier Menschen, die ebenfalls auf diesen Bus warten. Ein Stralsunder will nach Berlin. „Mit dem Zug bezahle ich 40 Euro, mit dem Bus nur 13,-“ erzählt er fast schon stolz. Die Tickets haben wir alle schon im Internet gebucht und das Wetter ist wie Sex: Wenn es feucht wird muss man rein! Tatsächlich lässt uns niemand im Regen stehen – der grüne Bus kommt!

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Der freundliche Fahrer verstaut das Gepäck im „Keller“ des Busses, schnallt auch noch ein Fahrrad auf den Heckgepäckträger und dann gehts auch schon los. Tickets einscannen lassen, einsteigen und Platz nehmen.

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Die Türen schließen sich und der Fahrer schnappt sich das Mikrofon: „Guten Tag! Ich bin Rolf, Euer Fahrer, Transporteur, Chauffeur – oder wie man früher einfach sagte: Euer Busfahrer. Wir haben Toiletten… und Snacks und kalte Getränke und überhaupt alles, was Sie brauchen. Schnallen Sie sich bitte an, es geht los nach Greifswald. Lediglich tanken werden wir unterwegs noch.“

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Es ist Freitag der 13. Vollmond. Es regnet noch. Rolf freut sich: „Da sind wenigstens die ganzen Mücken von der Scheibe ab. Klares, reines Wasser reicht. Da brauchste kein Pril, Fit und den ganzen Kram.“ Die Ampel schaltet passend zum Bus auf grün und weiter geht die Reise. Der Regen verpisst sich langsam und kurz vor Greifswald darf der Bus seinen Durst stillen.

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Über 400 Liter Diesel schluckt er in seinen riesigen Magen, der insgesamt 600 Liter fassen kann. Bei einem Verbrauch von ca. 25 Litern auf 100 km – aber auch 50 Fahrgästen – ist so ein Bus doch eine echt umweltfreundliche Reisemöglichkeit! Bei einem voll besetzten Bus ist das ein halber Liter pro Fahrgast. Bei einem PKW mit 4 Personen ist es immer noch etwa das Vierfache pro Person. Und wenn der Fahrer – wie oft üblich – alleine fährt, braucht er schon etwa das 16-fache. Je nach Autogröße eben.

„An der Haltestelle in Greifswald wird es dann voll. Die Studenten wissen es schon zu schätzen, und Greifswald ist eben eine Universitätsstadt“ philosophiert Rolf schon bevor die Haltestelle erreicht ist.

Dann steigen wirklich 21 Studenten ein. Bevor es weiter geht, will eine ältere Dame von Rolf eine Fahrkarte für den nächsten Tag kaufen. „Das geht leider nicht. Sie können nur für die direkte Fahrt eine kaufen und nur dann, wenn der Bus noch nicht ausgebucht ist. Was morgen ist, weiß ich leider nicht. Sie können es aber im Internet buchen.“ – „Ich habe aber kein Internet“, sagt die Dame. Ein Student meint, sie könne das doch im Internetcafe tun, aber sie meint, sie kennt sich damit nicht aus. Ob der Internetcafe-Betreiber ihr helfen würde sei dahingestellt, also ist die rettende Idee doch die, dass sich auch so eine Reise über ein Reisebüro organisieren lässt – die haben ja Internet. Und weiter geht die Fahrt.

Kurz vor Berlin wechseln die Fahrer. Jens ist also der, der uns gekonnt durch Berlin chauffiert. Zuerst zum „ZOB“. Das ist der Zentrale Omnibusbahnhof, an dem jede Menge Busse fahren, nur keine Bahn. Da stellt sich mir immer wieder die Frage, wer solche Namen vergibt. Ein paar Weltraumbahnhöfe haben wir ja auch schon auf der Erde, aber keine Bahn fährt ins All oder kommt aus dem All hierher. Aber diese Sprachverwirrung ist inzwischen so normal wie die Existenz von Wohnmobilhäfen auf Rügen – und doch habe ich noch kein Wohnmobil übers Wasser kommen sehen um im Hafen anzulegen. Bisher konnte mir niemand diese Frage beantworten, warum diese Bezeichnungen sind wie sie sind, aber das ist jetzt auch egal. Wir stehen auf dem Zentralen Bus-Hof, Menschen steigen ein, Menschen steigen aus und weiter geht die Reise zum Südkreuz. Hier hat eine Frau ein Problem. Sie hätte schon am „ZOB“ einsteigen müssen, weil sie es so gebucht hatte. Aber Glück hat sie gehabt, dass niemand ihren Platz weggeschnappt hat, denn wenn bei Abfahrt des Busses der echte Fahrgast nicht da ist, verfällt das Ticket und ein „Spontanfahrer“kann es erwerben. Steigen Sie also immer an dem Ort ein, den Sie auch gebucht haben – im Ernstfall können Sie auch bis kurz vor knapp umbuchen. Aber nur VORHER!

Eine andere Frau ist ausgestiegen. Sie kam von der Insel Rügen zurück nach Berlin, nur weil sie am nächsten Tag mit ihrem Zwergkaninchen zum Tierarzt will. um ihm die Zähnchen kürzen zu lassen. „Bei meinem Mucki wachsen die Zähne immer so schnell nach, da muss ich alle 14 Tage mal zum Tierarzt“ erzählte sie. Mit ihrem Mann, der in dieser Zeit weiter seinen Urlaub auf Rügen genießt, telefonierte sie über das Wetter und dass die Fahrt gut war und sie ja morgen auch schon wiederkommt. Es gibt also viele individuelle und auch kuriose Gründe für eine Fahrt mit dem grünen Bus.

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In unserem Fall geht die Reise weiter zum Flughafen Schönefeld. Wieder steigen Menschen ein, wieder welche aus – und da ist er ja auch wieder, „unser“ Rolf, der inzwischen seine Pause genossen hat und uns nun nach Dresden fährt. Bevor es losgeht verkauft er einem „Sponti“ den letzten freien Sitzplatz und schon geht die Reise weiter.

Auf der Autobahn wird es ein bisschen langweilig. Fast wie im Flugzeug. Der Bus summt durch die Landschaft und wir alle mittendrin. Da kommt es gelegen, das WLAN-Angebot zu nutzen. So lassen sich viele Dinge erledigen, die sonst noch zusätzliche Zeit am Schreibtisch erfordern würden.

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Andere genießen die Snacks, eine kleine Frauengruppe plündert die Prosecco- und Biervorräte und so wird die Reise doch lustig unterhaltsam. Ist schon wirklich drollig, wenn so paar Frauen ein kleines bisschen angeheitert von ihrem bevorstehenden Shopping- und Kulturerlebnis träumen und nebenbei über ihre Männer lästern. Ist ja auch kein Ding, wenn es im „Sparpreismodus“ möglich ist, für nur 6 Euro (!) von Berlin nach Dresden zu reisen.

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Rolf checkt im Monitor, ob das Fahrrad hinten noch dran ist. Andere schlafen einfach und ich genieße den Luxus, altbekannte Strecken mal aus einer höheren Perspektive und ganz stressfrei zu genießen. Ich brauche nicht auf den Verkehr achten, das macht Rolf. Was ich vermisse, mir aber nicht wirklich fehlt, ist dieses nervige Lebendigsein aus der Eisenbahn. Mit Schnellzügen ist es einfach nur sauteuer, mal schnell von der Insel Rügen nach Sachsen zu fahren, mit den Regionalzügen und ihren Spartickets ist es aber nervig, weil an jeder Station Menschen mit ihrem Gepäck durch die Waggons toben, sich dann mit ihren Handys beschäftigen und telefonieren wie die Weltmeister, so nach dem Motto: „Nee Du störst nicht, ich bin gerade im Zug“. Und dann kostet selbst diese Sparbahnfahrt noch das Doppelte wie die Spaßbusfahrt – denn es macht Spaß! Die Sitze sind weicher und bequemer und es gibt mehr zu sehen als vorbeifliegende Bäume oder Hinterhofmüllgrundstücke wie sie oft vom Zug aus zu sehen sind.

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So verfliegt die Zeit und plötzlich ist er also da, der Moment: Ich bin mit meiner Frau in Dresden, eben waren wir noch auf der Insel. Dazu brauchten wir nichts weiter tun, als in Stralsund in den Bus einzusteigen.

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Hier in Dresden steigen neben uns auch andere Fahrgäste aus, unter anderem die belustigten Shoppingfrauen, die Rolf fast auf Knien angefleht haben, doch einen kleinen Abstecher zum Hotel zu wagen, damit sie gleich ins Bett fallen können. Aber so weit geht die Freundschaft dann doch nicht. Dann hätte ich ihn ja auch fragen können, ob er statt auf der Autobahn doch lieber auf der Landstraße nach Chemnitz fährt und uns in Freiberg aussteigen lässt… Ist ja schließlich auch eine Universitätsstadt mit Studenten wie Greifswald. Aber der Plan ist eben auf der Autobahn nach Chemnitz zu fahren und Linienbusse sollten sich an den Plan halten.

Ja, Chemnitz – dort endet diese Reise auch für Rolf und die letzten Fahrgäste. Am nächsten Morgen fährt Rolf dann wieder zurück an die Ostsee und wer eben eher aufsteht als wir, der fährt von der Insel Rügen bis München oder umgekehrt an einem Tag. Wir haben die halbe Strecke gewählt von Mittag bis in den frühen Abend, an dem die Sonne den Bahnhof vergoldet.

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Allen, die jetzt Sehnsucht nach Ostsee verspüren sei gesagt: Kein Problem!

Täglich fahren die grünen Busse fast bis an den Strand von Rügen. Bis nach Göhren eben – dort ist ja der Strand!

Und so gehts:

MEINFERNBUS.DE besuchen. Ziel, Abfahrtzeiten… eingeben, buchen, bezahlen, und natürlich rechtzeitig an die richtige Haltestelle gehen!

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Drängeln beim Einsteigen ist übrigens nicht nötig – gebuchte Sitzplätze sind auch für Sie frei. Also einsteigen und genießen! Nur nicht wundern, wenn hin und wieder ein anderer grüner Bus den Weg kreuzt! Die sind halt überall unterwegs.

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Und nicht ärgern, wenn Sie mal im Stau stehen – das passiert manchmal. Dafür haben Sie die beste Aussicht, und gute Nerven braucht nur Ihr Chauffeur.

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Stau ist auch spannend! Wenn in jedem Auto was Sie hier sehen nur EIN Mensch sitzt, ist dieser Stau, so weit Sie ihn sehen weg. Die passen alle in einen Bus. Diese vielen Autos stehen also nicht im Stau, nein, sie SIND der Stau.

Und weil ein Stau eben da ist, wenn er da ist, kann es sein, dass ein Bus auch mal später ankommt. Dafür erhalten Sie eine SMS, wenn Sie an der Haltestelle warten müssen und kaufen sich eben noch ein Eis…

Unsere Rückfahrt an die Ostsee, da hatten wir eine Stunde Verspätung. Trotzdem waren wir immer noch 30 Minuten schneller als mit dem Bummelzug! Und wenn ich die eingesparten Kosten nach dem „Zeit ist Geld-Motto“ in eine Stunde Verspätung umrechne – Guter Stundenlohn!

Mein Fazit: Unser grünes Auto wird jetzt noch grüner, es bleibt für solche Reisen zukünftig einfach stehen.

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Wir fahren mit dem grünen Bus – es gibt davon genug und es ist ein kleiner Luxus, dieses „Fahren mit entspanntem Chauffeur“, die sich auch regelmäßig abwechseln wie hier während der Rückreise in der Nähe von Berlin.

Wenn Sie an die Ostsee wollen, probieren Sie den grünen Bus doch mal aus!

Machen Sie sich schlau auf

www.meinfernbus.de 

und dann handeln Sie schlau!

Gute Reise an den Strand!

Hauptstrand in Binz - gleich neben der Seebrücke. Foto: Marius Jaster
Wir sind ja schon da. Ätsch! 🙂

PS: Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest zu Fernreisebussen steht der „Grüne Bus“, also „MEIN FERNBUS.DE / Flixbus“ ganz oben. Also: Am Besten: Selber testen!

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Fotos: © Marius Jaster

 

Autor: Marius Jaster

Aus Liebe zur Natur, besonders aber zum Meer und zu den Landschaften, die von Wind und Meer geprägt sind, bin ich seit einigen Jahren als Ostseereporter unterwegs gewesen. Jetzt treibt mich als Inselreporter die Sehnsucht bevorzugt auf die Inseln, die ich mag. Und zwar nicht nur die der Ostsee. Ich arbeite als Freier Publizist und publiziere in verschiedenen Medien durch Texte, Bilder, Filme, sowie durch eigene Bücher.

Ein Gedanke zu „Reif für die Insel? Dann nix wie hin – ganz einfach mit dem grünen Bus!“

  1. Das Netz für die Fernbusse werden ja immer mehr ausgebaut, allerdings entscheidet am Ende dann doch der Preis für die Kunden, welche Bewegungsmittel genutzt wird.

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