„Hallo meine Süßen, hier ist Mami. Macht euch keine Sorgen, ich bin in Marienbad im Krankenhaus. Nichts Schlimmes, nur der Rücken ist kaputt. Hab euch lieb.“ Diese Worte sprach Katya ihren Kindern auf den Anrufbeantworter. Aus einem tschechischen Krankenhaus. Und erzählt weiter: „Nichts Schlimmes – ich war bloß total im Eimer: Gehirnerschütterung, Arm, Hand und Schlüsselbein gebrochen, Blutungen im Bauch, Gesicht verbrannt und die Wirbelsäule zertrümmert.“

Stundenlang lag sie nackt und in ihrem Erbrochenen in einem stickigen, dunklen Raum. Hilflos ausgeliefert; auch den Ärzten, die ihre Rückenverletzung ignorierten, sie zu Fuß zur Untersuchung schickten und erst nach Sichtung der Röntgenbilder strengste Bettruhe verordneten. Bloß nicht bewegen!
Den vorausgegangenen Verkehrsunfall hat sie einem betrunkenen Autofahrer zu verdanken. Sie war mit ihrem Freund in Tschechien unterwegs, als ihnen ein Fahrzeug auf ihrer Fahrspur entgegenkam und sie von der Straße rammte.
Sie hätte tot sein können – in ihrem bewegten Leben eigentlich schon öfter. Die Schläge vom Vater und später vom Freund hätten auch reichen können und trotzdem fehlt ihr der Vater, mit dem sie sich trotz allem verbunden fühlt – auch jetzt, nach diesem Unfall.
Es war ein kurzes unbeschwertes Glück mit dem neuen Lebenspartner. Es stand ganz am Anfang und an einem schönen Ausflugstag zerbarst dieses junge Glück durch den Unfall scheinbar. Auch ihr Freund liegt in einem Krankenhaus, in einem anderen. Auch halbtot.
Die Konsequenz: Katya ist zu 100 % erwerbsunfähig, ihr Freund zu 60 Prozent. „Na ja, wenigstens leben sie noch“ könnte man sagen. Cony, Katyas Freund allerdings sieht das anders. Er hat einen Zettel bei sich, mit dem er im Falle eines neuen Unfalls jegliche ärztliche Hilfe ablehnt. Mal von Schmerzmitteln abgesehen, damit er in Ruhe sterben kann.
Woran liegts? Daran, dass vor 14 Jahren dieser Unfall war. Daran, dass man denken sollte, die Versicherungen werden wenigstens ein – den Umständen entsprechendes – sorgenfreies Leben ermöglichen.
Pustekuchen!

Zuerst ist da der ADAC. Die 20-jährige Mitgliedschaft inclusive Auslandsschutz hilft schon mal gar nichts. Der Unfall ereignete sich zwar im Ausland, aber weniger als 30 km vom Wohnort entfernt. Klar, diese Klauseln machen Sinn, wenn mein Auto vielleicht eine kleine Macke hat und ich denke, ich fahre um die Ecke und lass das mal den ADAC machen, statt in die Werkstatt zu fahren. Aber bei einem solchen Unfall? Und WO ist die Kulanz in so einem Fall?
Niemand bringt das Auto nach Hause. Auch Katya muss in diesem ekelhaften Krankenhaus ausharren, bis Freunde sie auf eigene Kappe nach Deutschland bringen. Und die Rechtsschutzversicherung vom ADAC empfiehlt Anwälte, die nichts erreichen, sich gegenseitig die Taschen voll stopfen und durch ihr Verhalten teilweise selbst schon straffällig geworden sind und weggesperrt werden müssten. Tja, auch Anwälte sind bestechlich. Und nicht selten einfach nur geldgierig. Und machen ihre Arbeit nicht, wenn sie ihr Geld haben.
Nur eins haben sie schon erreicht. Den Krankenkassen, die ja für die Behandlungen Kosten hatte, dann sich selbst, sowie Gutachtern riesige sechsstellige Beträge in die Kassen gespült.
Und den Unfallopfern auch ein bisschen Geld. 750,- bzw. 2300,- Euro! Ja, das ist kein Witz!
So viel Geld also, dass der Mensch – sagen wir mal 1 Monat – leben kann.
Und was machst’e dann, wenn du nicht mehr arbeiten kannst?

Unfallgeschädigte haben Rechte – theoretisch: Gesetzlich ist geregelt, dass ein Unfallgeschädigter vom Verursacher bzw. der haftenden Versicherung so gestellt werden muss, als wäre der Unfall nicht passiert.
Das muss man mal der Allianz verklickern, bei der der Unfallverursacher versichert war. Zumindest beim Tochterunternehmen in „Tschechland“.
12 Jahre lang mit Anwälten, Gerichten, Krankenkassen, den Versicherungen kämpfen. Nebenbei auch noch mit dem medizinischen Dienst, der trotz aller Aussagen der behandelnden Ärzte vom Schreibtisch aus eine Arbeitsfähigkeit festlegt – das zermürbt.
Durch so einen Unfall mit all seinen Folgen ist ein Leben schnell ruiniert. Und was die körperlichen Schäden nicht schaffen, das schaffen dann die psychischen Folgen, die Existenzängste und alles, was daran hängt, wenn sich seit diesem Tag alles nur noch um den Unfall und dessen Folgen dreht. Da fehlt der Sinn und die Lust auf’s Leben. Verständlich!
Dass es auch noch andere Zeiten gab – wilde Jugendjahre, Studium und Sex… das entschädigt nur ein bisschen.
Katya hat das alles aufgeschrieben. Ein spannendes Buch!
Vielleicht lesen Sie es, verschenken es…
Warum nicht?
Scherbenparadies
Taschenbuch, 8,99 €
ISBN: 978-3734787805
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