Der Russe kommt! Aber keine Angst – er spricht und schreibt deutsch! Und bringt auf seiner Sommerlesetour nur Spaß und gute Unterhaltung mit.
Tja, aber bevor wir über seine Sommerlesereise sprechen, die auch auf Rügen stattfand, hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack, der gerade in der Ostseezeitung und anderen auch bei „Speakers‘ Corner“ abgedruckt war. Getreu dem Motto: „Der Russe kommt“.
So, und nun weiter im Text:
Am 24. August war es dann endlich soweit: Wladimir Kaminer erzählte im Putbusser Theater einige seiner Geschichten und las aus seinem Buch „Die Kreuzfahrer“. Köstlich war’s!
Rappelvoll war das Theater. Trotz vorangemeldeter Pressekarten gab es keine Plätze mehr für „meine“ Fotografin und mich. Aha.
Gut. Der Theaterchef verzichtete auf seinen Platz, damit Bine da sitzen kann und ich selbst saß dann oben neben dem Beleuchtungspult auf einem Feuerwehr-Sitzplatz. Direkt neben dem Feuerlöscher.
Allerdings hat es nicht gebrannt. Die Feuerwehr muss ja auch draußen ständig löschen. Gebrannt hat höchstens „der Baum“ beim Publikum. Ja, es vergingen keine 120 Sekunden, bis es wieder etwas zu lachen gab.
Wladimir Kaminer schreibt gut. Authentisch. Er betrachtet einfach alles, was er sieht. Und kann aus kleinen Erlebnissen spannende Geschichten zaubern, erzählen, und eben auch gut aufschreiben. Und dann vorlesen. Manchmal druckt er sie zum Vorlesen auch aus. „Direkt im Buch werden die Buchstaben ja auch jedes Jahr kleiner“. Publikum gröhlt…
Hier eine Info zum Buch:
Die ganze Welt scheint auf Reisen zu gehen, die meisten von uns bewegen sich jedoch in Gruppen. Zur Zeit sind zwei große Gruppen besonders heftig unterwegs: die Flüchtlinge und die Touristen, freiwillig und unfreiwillig Reisende. Die Grenzen zwischen beiden Gruppen sind nicht eindeutig markiert:
Die Flüchtlinge aus zerbombten Städten bevölkern deutsche Sporthallen und Heime, Amerikaner, die von ihrer Präsidentenwahl verstimmt sind, wollen nach Europa auswandern, die Russen haben letztes Jahr eine Rekordzahl an Asylanträgen in Amerika gestellt, bei den Deutschen sind alle Kreuzfahrten ausgebucht.
Wladimir Kaminer geht auf die Reise mit: „Wie eine unentschlossene Arche Noah schwebte unser Schiff atemlos durch die Nacht von einem Meer ins andere, alle hatten längst die Hoffnung aufgegeben, ein vernünftiges gottgesegnetes Land zu finden. Tagsüber ging das Schiff vor Anker, doch die Kreuzfahrer hatten keine Lust aufs Festland. „Wir bleiben lieber an der Bar, die soll unsere Insel der Glücksseeligen werden“ sagten viele. Ist doch nichts dabei. Die ganze Welt besteht aus tausend kleinen Inseln, da sollte unsere Bar als eine zusätzliche Insel gar nicht auffallen.“
Und so bleibt die Quintessenz seiner Aussage: Keiner will mehr auf das Festland, weil da ja sooo viel böse Dinge passieren. Also bleiben wir lieber auf dem Schiff an der Bar und warten, bis sich (z.B. Warnemünde) ganz langsam vom Schiff entfernt.
Es gab viel zu lachen – jede neue, inspirierende Veranstaltung ist gedanklich schon gebucht. Aber er ist ja nicht ständig auf Sommer-Lese-Reise. Manchmal schreibt er auch.
Und dabei kommen Bücher raus…. „Die Kreuzfahrer“ ist sein 25. Buch. Gibt es übrigens in jedem Buchladen… Die anderen natürlich auch. Und Bücher kauft man im Buchladen und nicht bei Amazon. Oder Du gehst bei Amazon aufs Klo…
Fotos: © Sabine Funke / Titelfoto: © Michael Ihle