Rügen / Stralsund: Die Hansestadt will Altefähr „kaufen“, obwohl sie mehr pleite ist als Altefähr.

Titelfoto: Blick von Altefähr/Rügen nach Stralsund  / © Marius Jaster

Ja, es gab Zeiten, da war Altefähr nicht die Perle schlechthin, aber das ehemalige Fischerdorf befand sich in der Mauser. Steht alles hier:

Der Strand in Altefähr auf Rügen macht endlich wieder Spaß

Jetzt, wo es „fertig“ ist, beginnt die Schlacht ums Buffet!

Wenn Strategen eine Strategie entwickeln, haben sie einen Plan. Der muss allerdings nicht immer sinnvoll, oder gar durchschaubar sein – außer für die Ziele und Absichten der Strategen natürlich. Wie die geplante Fusion von Altefähr mit Stralsund.

Kennst Du ein „Seebad Stralsund“? Von „Ostseebad“ wollen wir gar nicht sprechen, weil die Ostsee ja woanders ist. Nur ein kleiner „Fluss“, der Strelasund – der die Ostsee mit dem Greifswalder Bodden verbindet – liegt zwischen dem Rügener Dorf und der Hansestadt auf „dem Kontinent“. Aber immerhin: Der Strelasund unterscheidet zwischen Festland und Insel.

Auf beiden Seiten des Strelasund gibt es die Möglichkeit zu baden. Im öffentlichen Freibad in Altefähr ebenso wie in Altefähr am langgezogenen Strand, oder direkt an der neu gestalteten Strandpromenade. Dort gibt es sogar für Rollstuhlfahrer eine Rampe, die ins Wasser führt. Altefähr hat viel getan, um den Status „Seebad“ zu erhalten.

Jetzt will die Hansestadt Stralsund mit dem ehemaligen Fischerdorf Altefähr fusionieren. Oder die Politiker des Fischerdorfes mit Stralsund. So oder so ist es allerdings ein Schildbürgerstreich! Denn: Stralsund liegt auf dem Festland und Altefähr auf der Insel Rügen. Beide haben miteinander nichts zu tun und das Wasser ist auch dazwischen.

Das ist so wie mit Spanien und den kanarischen Inseln. La Palma zum Beispiel ist etwa 1400 km vom spanischen Festland entfernt. Bis Marokko sind es runde 1000 km weniger! Allein die Betrachtung dieser Distanzen macht viel deutlich.

Es gab für die spanischen Eroberer eben strategische Ziele und so gehören die Kanaren jetzt politisch zu Spanien, obwohl sie geografisch wie geologisch zu Afrika gehören. Schließlich sind diese herrlichen Vulkan-Inseln  ja auch der „Afrikanischen Platte“ entsprungen.

Gut, es waren andere Zeiten, als Alonso Fernandéz de Lugo und seine Mitstreiter 1492 von Königin Isabelle I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragonien den Auftrag erhielten, La Palma zu unterwerfen.

Heute geht das anders. Gut, es gibt Gegenden auf der Welt, wo immernoch Kampf und Krieg das Leben bestimmen, wie in Syrien, wo Assad und Putin undurchschaubare Ziele verfolgen. So weit, so nicht gut – mitunter ist es schlimmer als je zuvor. Was dann wirklich dahinter steckt, erzählt uns in den Nachrichten sowieso keiner.

Auch beim Irak-Krieg gab es jede Menge Gründe, die sich nie bestätigt haben. Hätten dort jedoch nur 3 Bäume gestanden, statt der verborgenen Bodenschätze, hätte sich wohl niemand für den Irak interessiert.

In Deutschland dagegen ist es einfach. Hier gibt es eine Demokratie, da ist Vieles ein bisschen durchschaubar, da können sich die Menschen auch wehren – oder es zumindest versuchen – wenn sie per Fusion vereinnahmt werden sollen. Und das tun sie dann auch. Die Einwohner von Altefähr (zumindest ein großer Teil davon) hat nämlich keine Lust, plötzlich nicht mehr zur Insel Rügen zu gehören, sondern zur Hansestadt Stralsund. Obwohl das kleine Dorf rein physisch ja sowieso auf Rügen bleibt.

Da hilft es auch nicht viel, wenn vertraglich geregelt ist, dass sie ihr Rügener Autokennzeichen auch in Zukunft mit RÜG ausstatten dürfen. Für die Menschen in Altefähr würde sich eine Menge ändern. Rein verwaltungstechnisch wäre also nicht mehr die Gemeinde für sich selbst zuständig, sondern eben die Stadt Stralsund. Die darf sich dann um alles kümmern. Vom Trinkwasser über das Abwasser bis hin zur Müllabfuhr – um die Schulkinder auch.

Das alles allerdings „ließe sich ja vertraglich mit den bisher zuständigen Rügener Betrieben regeln“, hieß es anfänglich. Kurzum: delegieren. Rein praktisch also gilt das „ABBA-Prinzip“: Alles Bleibt Beim Alten. Und die Kinder sollen dann in die Schule nach Stralsund fahren? Diese Frage ist eine von vielen ungeklärten Fragen. Fakt ist schon mal: Die Kinder wollen das nicht!

Zum Landkreis Vorpommern-Rügen gehören beide Orte. Stralsund und Altefähr. Aber die Dinge, die örtlich entschieden und verwaltet werden müssen, werden dann doch komplizierter. Einfacher wird definitiv NICHTS.

Nur Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow macht es sich  einfach: „(…) Versprechen kann ich das aber nicht“, meinte er, als es u.a. darum ging, den Fährverkehr von Altefähr nach Stralsund kostenlos zu gestalten. Und bei den bisherigen Vertragsentwürfen meint er lapidar: „Wenn etwas in den Verträgen nicht passt, wird es gestrichen oder geändert“. So einfach geht das. Aber wehe, ein Bürger will mal mit der Stadt Stralsund einen Vertrag ändern, weil er völlig unschlüssig ist. Da zeigt Stralsund dann die Hinterhufe.

Gut, um was geht es eigentlich? Nach der Fusion würde es mich nicht wundern, wenn Stralsund sich plötzlich „Seebad Stralsund“ nennt. Nur eben, weil Altefähr über Jahre alles getan hat, diesen Titel zu erwerben – und plötzlich zu Stralsund gehört.

Praktisch schlimmer – und von den Altefährer Gegnern der Fusion befürchtet – ist die Bau-Wut. Altefähr wächst schon durch viele neu gebaute Wohnhäuser, aber auch durch jede Menge neuer Ferienhäuser. Und jetzt hat das 1000-Seelendorf Angst, dass plötzlich 5000 Stralsunder die Vorzüge der exponenten Lage auf Rügen mit den Vorzügen einer Hansestadt vereinbaren wollen und Altefähr zubauen.

Ein Großteil ist gegen diese Fusion. Eine für Ende September angedachte Bürgerbefragung wurde vorsichtshalber erst mal auf Eis gelegt. Und damit auch das ganze Projekt. Was letztlich passiert, wird die Zukunft zeigen.

Nebenbei: Stralsund jedenfalls will alles mögliche tun und kann es gar nicht. Mit einem Pro-Kopf-Schuldenstand von 1475,70 Euro (Gesamt: 87.210.000,- Euro) sollte man nicht shoppen gehen. Altefähr hat nur 750.000 Euro Schulden, also zwei runde Drittel weniger pro Kopf. Und die Stadt Stralsund sollte sich erst einmal um die Liegenschaften kümmern, die sie auf Rügen bereits besitzt. Markantestes Zeichen: Die Klosteranlage in Rambin. Dem Verfall preisgegeben, wie so viele Objekte.

Bleiben wir gespannt, wie sich das im Jahr 2019 entwickelt.

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Autor: Marius Jaster

Aus Liebe zur Natur, besonders aber zum Meer und zu den Landschaften, die von Wind und Meer geprägt sind, bin ich seit einigen Jahren als Ostseereporter unterwegs gewesen. Jetzt treibt mich als Inselreporter die Sehnsucht bevorzugt auf die Inseln, die ich mag. Und zwar nicht nur die der Ostsee. Ich arbeite als Freier Publizist und publiziere in verschiedenen Medien durch Texte, Bilder, Filme, sowie durch eigene Bücher.

Ein Gedanke zu „Rügen / Stralsund: Die Hansestadt will Altefähr „kaufen“, obwohl sie mehr pleite ist als Altefähr.“

  1. keine Fusion…. bloß nicht ….bin zwar nur ein zugereister in Stralsund … meine Meinung : kein Deal mit Stralsund … lass EURE Heimat nicht zerstören !!! ….denn dann ist es zu SPÄT …..und nicht wieder umkehrbar . Altrfähr ist so wie es ist wunderschön 😉

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