Rügen auf dem Holzweg. Update # 02: Meinungen und Fotos unserer Leser

Die ersten beiden Artikel zu diesem Thema („Insel Rügen ist auf dem Holzweg“ und dazu das „Update # 01“) schlagen ja richtig Wellen in Deutschland. Die geteilte Version auf Facebock bewegte schon über 5000 Menschen.

Danke zunächst an Frank Kettwig aus Buchholz für das tolle Titelfoto! (http://www.fotokettwig.dehttp://www.kettwig-design.de) das mich mit den Worten erreichte:

„Moin Herr Jaster, habe Ihnen mal ein Foto zum Thema angehängt. Bin seit Jahren auf Rügen als Fotograf unterwegs und muss leider auch die extreme Umweltvernichtung bestätigen.“

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Ja, es ist fünf vor 12 auf Rügen! Die Insel selbst, aber auch die „Butler“ ((Reinigungskräfte, Servicekräfte in der Gastronomie…) ersticken an dem hochgezüchteten Massentourismus mit dem entsprechenden Verkehr (Foto: Marius Jaster)

Ja, und in diesem „Update # 02“ gibt es jetzt Stimmen der Leser, die in den Kommentaren der anderen Artikel erschienen, oder direkt an mich herangetragen wurden/werden. Und JEDER darf das. Auch DU! Am Besten natürlich FOTOS! Wir können nicht überall gleichzeitig sein.

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Die Allee zwischen Strissendorf und Moritzdorf auf Rügen. Bald schon Geschichte, weil die Straße wegen der vielen Störtebeker-Besucher und aus anderen Gründen auf 7,50 Meter verbreitert werden muss. Foto: Mario Frost
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Ganz aktuell – 3. Mai 2017: Der Nationalpark Jasmund – beim Königsstuhl. Foto: Mario Frost

Bäume von Alleenstraßen, die noch stehen und bereits weiße Kreuze tragen – z.B. Richtung Ralswiek, oder Bäume, die mal standen, aber weg sind (Nationalpark Jasmund, Bergen, die Straße zwischen Samtens und Garz, wo wegen der neuen Straße auch die Alleenstraße ein Stück weichen musste)…. oder oder oder… Her damit!

Per Mail an: http://ostseereporter@Gmail.com

Du bekommst kein Honorar, aber Dein Name steht drunter (oder Pseudonym - wie Du willst). Mit der Zusendung versicherst Du, dass Du der Urheber bist und Rechte Dritter nicht bestehen.
Also: Augen auf, Foto machen und HER DAMIT! DANKE!

Und hier dann das, was uns schon erreicht hat:

Der „Rote Milan“ beäugt es argwöhnisch, unter welchen fadenscheinigen menschlichen Ausreden und Erklärungen jetzt auch noch SEIN Lebensraum zerstört wird. Mal abgesehen davon, dass er beim Fliegen IMMER nach unten schaut, wegen seiner Beute und die vielen Windräder nicht sieht. Und jetzt hau’n wir „nach seinem Kopf“ auch noch SEINE Bäume ab…

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Der Rote Milan (Foto: Werner Pannewig)

Ja, hier ist Lernpotential drin:

In Dreschvitz auf Rügen (zwischen Samtens und Gingst) fallen auch Bäume. Es ist eins der bevorzugten Reservate des wunderschönen Greifvogels, der sich „Roter Milan“ nennt. Jens Lippmann vom NABU erklärt, wie das geht:

Die „Landesforst“ (als zuständiger Revierleiter Herr Kuithan) planen auf der Fläche die Anlage eines Nieder- und Mittelwaldbestandes.

Begründet wird das mit dem Vorbild historischer Waldnutzung, was die Landesforst mit dem Waldbesitzer dort zusammen umsetzen will. In der Konsequenz bedeutet das, dass ein Großteil des bestehenden Baumbestandes über den Sommer abgeholzt wird und nur im geplanten Mittelwaldbereich etwa 30% der Altbäume stehen bleiben werden. Danach wird sofort wieder aufgeforstet. Es ist erst mal schwer vorstellbar, wie das dann aussehen wird, weil es wirklich an Kahlschlag grenzt.

Rechtlich gesehen ist diese Vorgehensweise aber leider nicht anzufechten, denn es ist Wald, laut Landeswaldgesetz also zulässig.

Dazu gehört leider auch, dass die Brutperiode der Vögel noch nicht ganz zu Ende sein wird und selbst geschützte Höhlen- und Horstbäume eben nur als Einzelbäume unter Schutz stehen.

Dass bei einer Rundumabholzung die betroffenen Tiere dabei trotzdem gestört werden, ist leider legal. Mehr Schutz gibt das Gesetz nicht her. Und andere Beweggründe, ob man vielleicht doch respekt- und rücksichtsvoller sein sollte, spielen leider keine Rolle und sind auch nicht einklagbar. Begründet wird diese Art des Waldumbaus auch mit einer Erhöhung der Artenvielfalt. Rechnerisch mag das ja sein, aber in der Realität werden dafür einige der jetzt vorhandenen Arten möglicherweise verschwinden, da sich für sie die Bedingungen verschlechtern. Das könnte u.a.  den Rotmilan betreffen. Geplant ist die Einteilung des Waldgebietes in 20 Teilstücke á 0,35 ha, von denen dann jedes Jahr reihum eins komplett abgenommen wird, um es dann wieder neu zu bestocken. Also alle 20 Jahre wird auf der gleichen Fläche dann wieder alles abgeholzt, bis auf wenige ältere Einzelbäume. Allerdings ist das Letztere für mich auch noch nicht ganz klar, wie genau das festgelegt werden soll.
Der Hintergrund dieser Vorgehensweise ist, dass man für die ganze
Bautätigkeit im Land kaum noch Flächen für geforderte Ausgleichsmaßnahmen, sowie Ersatzmaßnahmen findet. Nach der Umsetzung des geplanten Waldumbaus soll der Mittel- und Niederwald nämlich in ein Ökokonto eingebracht werden, aus dem sich dann jemand bedienen kann, der eine solche Maßnahme durchführen muss, aber selbst keine Flächen dazu hat. Man kann sich dort eine Ersatzmaßnahme quasi kaufen.
Das Verwerfliche an der Sache ist, und das ist rechtlich leider auch nicht anfechtbar: Der Eingriff in den Wald jetzt wird nicht bewertet. Also der erstmal tatsächlich entstehende Verlust. Es ist „geregelte Forstwirtschaft.“

Der Umbau zum Nieder- und Mittelwald wird aber bewertet,
positiv natürlich. So schafft man aus dem NICHTS Ökopunkte.
Um die Sache noch schmackhaft zu machen, bewirbt die Landesforst diese Maßnahme damit, dass dieser Wald dann als „Geschützter
Landschaftsbestandteil“ einen rechtlich verbindlichen Naturschutzstatus bekommt mit einer Verordnung, an die sich der Waldbesitzer bei der Bewirtschaftung halten muss, was in einem „normalen“ Wald nicht möglich wäre….

Und weitere Reaktionen:

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Bürgermeister von Lohme, Matthias Ogilvie

 

Almut Meyer: Hab den Bürgermeister von Lohme kennengelernt durch Zufall: “ … die Reichen müssen her, die Reichen.“ Sie bekommen High Speed Wlan-alle anderen 900 DSL …

 

Nicola Baum: Hey wir waren bis vor 5 Jahren immer wieder gerne auf Rügen 14 mal in ca 12 Jahren. Es war herrlich, bis wir 2012 die Insel nur noch im Stau oder mit Fahrrädern am Stau vorbei erlebt haben. Wir haben so schöne Ecken auf der Insel erlebt aber mittlerweile fahre ich lieber nach Borkum wo der Naturschutz noch ernst genommen wird. Die Insel verliert mehr und mehr ihren Charme und platzt doch jetzt schon aus den Nähten. Und wenn es wirklich jetzt mit Privatstränden losgeht dann kann mich meine Sehnsuchtsinsel mal. Lasst es nicht zu dass solche Spinner Eure Insel kaputt machen…

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Baustelle Prora aktuell. Foto: Sabine Funke

Melanie Däsler: Vielen Dank für diesen tollen Artikel … leider trifft er erschreckend zu… auch ich bin einer dieser „Touris“ die seit mehr als 20 Jahren auf eure schöne Insel kommen und das mehrmals im Jahr.
Mittlerweile ist es so das ich meine Besuche bereits reduziert habe und ich mich anderweitig umschaue. Viele Jahre war ich vor allem in Prora auf dem Campingplatz des Bundeswehrsozialwerks, ich habe die Ruhe und vor allem die Natur geliebt. Tja, nun werden dort die Eigentumswohnungen gebaut und verkauft, Binz versnobt jedes Jahr ein bisschen mehr…das ist nicht mehr meine heißgeliebte Insel, das ist vorbei!
Mir tut es vor allem für die Rüganer leid, von denen wird keiner gefragt und sie müssen mit all dem leben, mit dem Massentourismus und das man ihnen ihre Heimat kaputt macht.

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Wahnsinnsprojekt Prora (Foto: Sabine Funke)
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Die ersten Zäune und Tore in Prora stehen schon. Und immer wieder fallen Bäume (Foto: Sabine Funke)

Hannelore Walter: Ärgerlich, traurig und sehr schade, dass trotz Protesten und Unterschriftenaktionen gegen das irrsinnige Bäume fällen all das nicht verhindert werden konnte – immer mehr wird zerstört und den Tieren Lebensraum genommen.

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Immer wieder fallen Bäume. Der Mensch ist unersättlich in seinen ansprüchen. (Foto: Sabine Funke)

Steffen: Respekt für den Artikel. Ja, ich bin auch einer dieser Rügen Touristen, aber ich finde es einfach nur noch traurig, was auf der Insel passiert. Ich brauche keine Autobahnen oder asphaltierte Strassen. Die Schönheit der Insel erschließt sich nicht bei 120 km/h.

Foto: Mario Frost
Es war einmal eine Buche, hier beim Neubau der B 196 bei Sellin (Foto: Mario Frost)

Wolfgang Weber: Liebe Freunde der Insel Rügen, nach getanem Arbeitsleben haben wir uns einen langen Wunsch erfüllt und sind auf unser Grundstück nähe Sassnitz im Wald gezogen. Schnell mussten wir feststellen, dass der Schutz der Stubnitz nur eine leere Worthülse ist. Da wir zwischen den Bäumen wohnen, haben wir sehr schnell mitbekommen, wie links und rechts am Weg und im Wald die Bäumen fallen. Für jede Fällaktion hat sich das Nationalparkamt (NP) einen neuen Begriff einfallen lassen. Erst wurden die Fichten entfernt, da sie nicht in den NP gehören, danach stürzten die Tannen, die ebenfalls auf der Insel Rügen vom Umweltschützer nicht geliebt werden. Nun ging man an die Bereinigung der Lerchen. In der diesjährigen Fällsaison hat man die Verkehrssicherheit groß geschrieben. Es fallen nunmehr die Buchen. Sie fallen an Straßen, an Wegen und im Hochwald.

Stubnitz
Fällarbeiten in der Stubnitz (Foto: Wolfgang Weber)

Kein Wunder der Holzpreis ist im Hoch. Die Holzmafia lässt grüßen. Die Fällaktionen sind bis zum heutigen Tag immer noch nicht abgeschlossen. Es wird im NP gefällt und gefällt. Die Transporter kommen mit dem Abtransport des Holzes nicht mehr nach. Durch diese Holzfällaktionen werden die Wanderwege und Straßen zerstört. Im Jahr 2010 haben Anwohner des NP Jasmund den Verein „Einklang von Mensch und Natur e.V.“ gegründet. Wir haben uns seit der Gründung für den Erhalt des ursprünglichen Waldes eingesetzt. Alle Holzfällaktionen haben wir auf unserer Facebookseite dokumentiert.

Bitte nicht gegen die Bäume fahren
Foto: Marius Jaster

I. Ortlieb … das Schild “ Bitte nicht gegen Bäume fahren“ ist ja wohl der Hit ? … guter Artikel … leider sterben diese Giermenschen nie aus … sie ziehen einfach weiter wenn nix mehr zu verdienen ist und hinterlassen oftmals „verbrannte Erde“ … Leidtragende sind meist die Natur und DIE Menschen die dort wohnen und nix dran verdient haben und DIE Menschen die genau wegen der Natur an solche Orte kommen …

„Herr Unbenannt“: Moin, lachen, ja ich habe mir mit 57 Jahren angewöhnt ständig einen großen Lachsack mit zu haben. Sei es auf Behörden und sonstwo.
Deutschland ist so kaputt wie noch nie, da werden Bäume gefällt weil dort ein Haus oder Hotel hin soll, Strassen verbreitert damit auch die Anlieferung der Windräder klappt. Ich hatte schon mal ein Bild gepostet…. zwei Hände beim Handschlag mit nem Zehner, oder besser einem Stapel Zehner in der Mitte……. Na Herr Baumann…… wie sieht es denn mit Bauland aus….. und vielleicht breiteren Strassen damit wir überall an die Windräder ran können…… Na mal sehen Herr Giermann was wir da machen können……Ja Herr Baumann ich hätte da noch einen 7er BMW zu vergeben……Ja wir werden sehen………

Ela Seliga
Straßenbauarbeiten bei Bergen für die Riesen-Abfahrt von der neuen B 96n (Foto:Ela Seliga)

Jan Dwars: Ich bin mega wütend, nicht über den Artikel, den finde ich sehr Informativ, sondern darüber wie ignorant mit der Natur umgegangen wird. Es ist wirklich erschreckend was sich die Bürger alles bieten lassen müssen.

Olaf Aufrichter: Ja was machen die nur aus dieser geilen Insel ? nur Kohle machen was anderes ist nicht mehr interessant…

Hier fünf Fotos zum Baumklau auf Rügen, die für sich sprechen:

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Fotos: Sabine Funke

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Insel Rügen: RÜGEN ist auf dem Holzweg!

Insel Rügen: Rügen ist auf dem Holzweg. Update # 01

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Autor: Marius Jaster

Aus Liebe zur Natur, besonders aber zum Meer und zu den Landschaften, die von Wind und Meer geprägt sind, bin ich seit einigen Jahren als Ostseereporter unterwegs gewesen. Jetzt treibt mich als Inselreporter die Sehnsucht bevorzugt auf die Inseln, die ich mag. Und zwar nicht nur die der Ostsee. Ich arbeite als Freier Publizist und publiziere in verschiedenen Medien durch Texte, Bilder, Filme, sowie durch eigene Bücher.

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