Titelfoto: Marktplatz mit St. Jacob-Kirche
Das Neueste zuerst: Neues Handwerk in Gingst. Schau hier:
Ja, Gingst fetzt! Es ist heiß! Und zu Recht wurde es in den vergangenen Jahren mehrfach zum schönsten Dorf Rügens gekürt.
Allerdings liegt Gingst auf der Westseite von Rügen, der die Insel Ummanz vorgelagert ist. Somit ist dieser Ort nicht direkt über die neue „Rügenautobahn“ erreichbar. Okay, diese Straße ist ja auch keine wirkliche Autobahn, sondern eine dreispurige Schnellstraße neben der normalen Landstraße. Eine fünfspurige Touristen-Einschleuser-Magistrale also.
Und die führt über die neue Rügenbrücke direkt nach Bergen. Dort verteilt sich dann der Massentouristenstrom in die Ostseebäder, in den Norden der Insel, oder in den Westen. Und dann oft genug in Richtung Insel Hiddensee. Direkt an Gingst vorbei.
Wer aber auf seiner Reise wirklich etwas erleben will, der fährt am Besten gleich auf der alten Landstraße, weil es da nicht so ruckelt wie auf der „neuen Zumutung“ zwischen Rambin und Samtens, wo schon seit Fertigstellung wegen Lärmbelästigung und „Brüllbeton“ die Rede ist.
Ja, der brüllt nicht nur, der gibt Dir auch das Gefühl, Dein Auto ist kaputt. Nach Fertigstellung der neuen Straße wurde die alte saniert und dort lässt es sich jetzt entspannt und staufrei entlanggleiten. Bis nach Samtens, wie in alten Zeiten. Und dort links ab geht es über Gingst nach Ummanz und zur Fähre nach Hiddensee.
Wenn Du auf der neuen Straße fährst, sieh zu, dass Du in Samtens die Kurve (Abfahrt) kriegst. Sonst landest Du in Bergen und kommst auch nach Hiddensee, aber Du verpasst Rügens schönstes Dorf: GINGST.
Mit dem Fahrrad kann Dir das nicht passieren!
Die alte „Heringsstraße“ – von Altefähr bis Vitt – führt direkt durch Gingst. Hier war der geniale Ort für Pferdewechsel, Wagenreparatur… und so entwickelte sich Gingst im Laufe der Zeit zu einem Handwerkerort. Das ist bis heute geblieben – mehr dazu in diesem separaten Artikel:
Aber warum nun ist Gingst der heißeste Ort Rügens?
Das letzte Mal halb abgebrannt ist Gingst am 25. August 1950. 14:00 Uhr ging es los. Innerhalb von Stunden waren 120 Menschen obdachlos. Immerhin: 48 Tage später war wieder alles gut! Dazu gleich mehr in diesem Artikel.
Gingst ist ein heißer Ort, weil er Großfeuer aus seiner Geschichte kennt. Erst eine Woche vor Ostern 2019 brannte im Ortsteil Volsvitz ein rohrgedecktes Doppelhaus nieder. Jugendliche sollen heimlich auf dem Dachboden geraucht haben. Hieß es zumindest gleich am ersten Tag – inzwischen wurde es dementiert. Die wirkliche Brandursache ist noch nicht eindeutig geklärt.
Das über 80-jährige Ehepaar der anderen Haushälfte hat jahrzehntelang akribisch darauf geachtet, dass kein Feuer entsteht. Besonders an solchen Tagen wie Silvester. Und trotzdem stehen sie jetzt vor dem Nichts.
Bereits 1726 brannte Gingst nahezu vollständig nieder. Direkt erinnern kann sich daran natürlich niemand. Dafür umso mehr an das zerstörerische Feuer vom 25. August 1950. Damals fielen den verheerenden Flammen 33 Häuser – meist mit Schilfdächern gedeckt – zum Opfer.
In einer einzigartigen Aufbauaktion halfen 10.000 FDJ-Mitglieder und andere Helfer aus dem ganzen Land, den Ort wieder aufzubauen. Sie wohnten in Zelten, Ställen – und in 48 Tagen (!) war Gingst wieder aufgebaut.
Wenn Du bei Deiner Reise nach – oder durch – Gingst an diesem Nadelöhr ankommst, darfst Du ruhig ein bisschen verweilen. Es ist der Marktplatz. Hier gibt es Parkplätze – aber keine Parkuhren!
Der Marktplatz in Gingst ist der Parkplatz. Ohne Parkscheinautomaten. Dafür darfst Du die Parkuhr in Dein Auto legen… Und dann schauen.
Genieße den wunderschönen Blick auf die historische Kirche! Und dann betrachte das Denkmal, das an den Brand von 1950 erinnert. Betrachte es in Ruhe von allen vier Seiten! Und genieße den Blick auf die wunderschöne Kirche St. Jacob!
In vier Bronzereliefs schuf der Stralsunder Bildhauer Hans-Peter Jaeger eine Erinnerung an die Flammen und die einzigartige Hilfsaktion.
Und direkt gegenüber gibt es das „Gingster Eck“. Kurzweil und Stärkung!
Ein feines Restaurant mit vorzüglichen Speisen a` la carte. Und es hat wirklich täglich geöffnet (außer einer kurzen Winterpause). Aber dann eben JEDEN Tag!
Besonders interessant ist sowohl für Einheimische als auch Gäste, dass es warme und kalte Buffets gibt (oder eine Kombination davon), die auch außer Haus INSELWEIT geliefert werden. Auch während der Winterpause! Besonders beliebt ist das „Gingster Eck“ für kleine Familienfeiern und andere Feste. (Inhaberin: Simone Koch / Markt 1 / 18569 Gingst)
Telefon: 038 305 / 555 18 Mobil: 0172 / 395 90 84
Direkt am „Nadelöhr“ hat der „Nordstern“ neu eröffnet. Kannste gleich in Gingst übernachten!
Ein Restaurant mit Pension. Insgesamt freuen sich 12 Betten in Doppelzimmern, einem Einbett-Zimmer und einem Familienzimmer auf verweilende Gäste. Außer kurzen Betriebsferien im Winter ist das Restaurant ganzjährig geöffnet. (Montag Ruhetag.) Die Pension steht ganzjährig zur Verfügung.
Die Küche im „Nordstern“ bietet ausschließlich Speisen an, die per Hand aus frischen regionalen Zutaten bereitet werden. Die Ausnahme sind Fische, die es hier nicht gibt. Zum Beispiel der Rotbarsch, oder Tiefseekrabben. Die kommen vom echten Fischer frisch aus Norwegen. (http://www.hitrasalmon.no)
Außerdem laden gemütliche Zimmer im „Nordstern“ zu Übernachtungen mitten in Gingst ein.
Ein Blick in ein Zimmer
Markt 8 / 18569 Gingst / Fon: 038 305 / 53 57 53 0163 / 33 20 705
Der Rest vom Markt ist egal. Also schnell die Historie betrachten. Denn: Nur 2 Minuten Fußweg vom Markt entfernt befindet sich ein besonderer Ort: Die „Historischen Handwerkerstuben“ Gingst.
Hans Karl Stoll, geschichtlich interessierter Gingster, gründete mit zwei weiteren Interessierten und den Schülern der Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“ der Gingster Schule das Museum. Am 1. Mai 1971 wurde es eröffnet und bietet interessante Einblicke in längst vergangene Zeiten – aber auch im Museumshof ist eine Menge los.
Im Museumscafe „Cafe und Laden“ im Museumshof treffen sich gerne Menschen zum Verweilen, schnacken und Stöbern.
Leckere selbstgebackene Kuchen, Kaffee und Tee, Bier und Wein – aber auch Suppen und andere Köstlichkeiten werden als Gaumenfreuden zur Kurzweil angeboten.
Außerdem sind Bücher, Postkarten, regionale Produkte und Kunsthandwerk von Rügen im Angebot.
Das Museumscafe „Cafe & Laden“ im Museumshof ist von Mai bis Oktober Donnerstag bis Dienstag von 12:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Samstags und an Markttagen bereits ab 10:00 Uhr. Ruhetag: Mittwoch.
Museumscafe Gingst / Karl-Marx-Str. 19 a / 18569 Gingst
http://www.museumscafe-gingst.de Fon: 03 83 05 / 53 99 93
Ein besonderes Juwel im Museumshof: „Uns Malstuv“
Dem Cafe schräg gegenüber befindet sich eine Malstube. „Uns Malstuv“ ist die Galerie von Christine Schween. Sie studierte Kunst und Kunsterziehung und präsentiert in diesen historischen Gebäuden wechselnde Ausstellungen mehrerer nationaler und internationaler Künstler.
Besonders beliebt sind ihre Malkurse von April bis Oktober, bei denen schlummernde Kreativität geweckt wird und durch professionelle Anleitung bildhaft zum Ausdruck kommen kann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Kurse sind so beliebt, dass manche Menschen Urlaub nehmen, um nach Gingst zu reisen – nur wegen dieser Kurse. Das sind lohnenswerte Schnupperkurse für Anfänger, Aquarellmalkurse für Anfänger und Fortgeschrittene und hin und wieder auch Plein-Air für Fortgeschrittene.
Christine Schween gründete auch die Gruppe „Gingster Malweiber“, die sich regelmäßig trifft und die Ergebnisse ihrer Arbeit erfolgreich in verschiedenen Galerien von Rügen bis Rostock präsentieren konnte.
„Uns Malstuv“ im Gingster Museumshof ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Weitere Informationen: www.galerie-breedehus.de oder unter Telefon: 0162 / 84 75 243
Mail: Ch.Schween@t-online.de
Immer am Samstag findet von 10:00 – 15:00 Uhr der Grüne Markt im Museumshof statt! Und der lohnt sich allemal! Also, das ist auch neu: Nicht mehr bis 16:00 Uhr, sondern bis 15:00 UHR! Falls es irgendwo anders steht… 15 gilt.
Ein Geheimtipp für jeden Samstag: Der „Grüne Markt“ in Gingst
Ein Spaziergang in längst vergangene Zeiten:
Um 1700 wurde vom Gutsherren von der Osten aus Dubkevitz für seinen leibeigenen Stellmacher und Kossäten Kremke das Kremkehaus erbaut. (Im folgenden Foto rechts). Hier befindet sich auch der Eingang ins Museum.
In dem Wohnhaus konnten noch 3 oder 4 Handwerker mit ihren Familien arbeiten und wohnen. Unter Bedingungen allerdings, die heute unvorstellbar sind. So wurde die Miete durch Abgabe ihrer Produkte oder Leistungen abgegolten, während die zahlreichen Kinder für Essen und Trinken bei dem Herrn arbeiteten.
Nacheinander bewohnten dieses Haus verschiedene Handwerker. Zum Beispiel ein Schneider, dessen Geselle unter der Treppe schlief; ein Stellmacher, dessen Geselle in der Werkstatt nächtigte (jetziges Cafe) – aber auch ein Schuhmacher, eine Weißnäherin, eine Putzmacherin und ein Glaser.
Die Kinder der Familien schliefen im Dachgeschoss auf Stroh.
Nach 1945 wurde das Haus noch von Flüchtlingsfamilien und einem Schneider bewohnt. Jetzt beherbergt es die liebevoll gesammelten Gebrauchsgegenstände der letzten Jahrhunderte, die in allen Räumen besichtigt werden können.
Ein Besuch in diesem Museum lohnt sich auf jeden Fall. Da gibt es auch eine kleine Broschüre mit vielen tollen Fotos und detaillierten Informationen – auch über andere Gebäude, zum Beispiel das Efeuhaus (Weberei) oder die Stellmacherei im Innenhof. Nicht zuletzt befindet sich hier auch die Gingster Touristeninformation!
Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag 10:00 – 16:00 Uhr. Weitere Informationen: U. Uhlemann – Fon: 038 305 / 304
Reise nicht um die halbe Welt – komm einfach nach Gingst!
Eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten im Maßstab 1:25 erwarten den Besucher. Teilweise mit erheblichen Vorteilen gegenüber dem Original. Zum Beispiel die Titanic, die sich noch auf der Wasseroberfläche befindet. Oder das Weiße Haus ohne „Locke-Tolle“ vor der Tür.
Und diese Modelle lassen sich auch besser betrachten, als die Originale. Oder wie fotografiert man ohne Kran, Hubschrauber oder Drohne so eine Detailansicht von Notre-Dame?
Möglich machts der Rügenpark Gingst!
Tja, und da gibt es auch einen Bahnhof und eine Eisenbahn, die regelmäßig durch den Park fährt. Und natürlich jede Menge Attraktionen für die ganze Familie, besonders auch für die Kinder. Vom großen Hüpfberg, auf dem mit viel Begeisterung Saltos geübt werden, über ein Wildwasser-Rondell, eine Holiday-Schaukel, eine Seilbahn über den Teich, eine Superrutsche, bis hin zu den Nautic-Jets, die aus 9 Metern Höhe über eine Schanze mit 30 kmh auf die Wasserfläche springen. Reger Spaß für einen schönen Tag. Und diese Aufzählung ist lange nicht vollständig.
Geöffnet ist immer von Ostern bis Oktober. Also in der Saison für Sommerreifen.
Mehr Informationen gibt es hier: http://www.ruegenpark.de
Ergänzende Bild-Impressionen aus Gingst:
Dieser Artikel wird noch ergänzt. Zum Beispiel mit Fotos aus vergangenen Tagen. Feuer-Auswirkungen etc. Aber: Hetz mich nicht! Schau einfach wieder rein…
Fotos: © Marius Jaster
Hallo Marius,
wieder ein interessanter Einblick in einen anderen Ort auf der Insel.
Auch Gingst hat viel zu bieten, was sich anzuschauen lohnt.
Ich bin schon gespannt auf den nächsten Ort, den du zeigen wirst!
Herzliche Grüße aus Putbus
Danke, Sabine! Ich habe da schon was im Auge. Rambin wird es nicht sein, weil dieser Ort in die Rubrik: „Gresslichster Ort Rügens“ fallen würde, und die gibt es bei mir nicht. Lass Dich überraschen 🙂
🙂