Die Ostsee läuft über… na ja, manchmal ist das so. Na und?

Die „große Sturmflut“ von Tief „Axel“ bringt schon zu Beginn des Jahres die Menschen auf Trab. Und auch die Medien, die natürlich immer „aufrunden“, damit es spektakulär wird. Ganz besonders beliebt sind die Sätze mit Fragezeichen. „Wird Tief Axel…?“ oder die bedrohenden Sätze, die vorausschauend alles erdenklich Böse suggerieren.

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Oberkante Unterlippe

Einzig interessant ist, was IST. Okay, da fliegen mir beim Rauchen 7 Schneeflocken ins Gesicht. Das ist doch im Winter normal. Und der Wind pustet. An der Küste auch normal.

Und die Ostsee läuft über oder ist „außergewöhnlich gefüllt“ – okay, das ist auch normal, nicht alltäglich, aber GUT!

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Tja, da haben die Schiffe langsam „Angst“, dass sie auf dem Festland landen. Geht den Fischen auch so.

Der Wind der letzten Tage und Wochen hat also aus der Nordsee viel Wasser in die Ostsee gedrückt. Positiveffekt: es ist viel Salz drin für die Ostsee, denn nur aus der Nordsee bekommt sie es. Und dann kommt eben der „Schwappeffekt“: Was irgendwo rein gedrückt wird, muss auch wieder weg. Heißt auf deutsch: Die Wanne ist voll, und jetzt spielt der Wind damit, und dann schwappt das ein bisschen, so als ob Du Deine Badewanne schaukelst.

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Knapp, aber alles okay.

Es ist also auch keine wirkliche Sturmflut, sondern eher eine „Schwappflut“. Und die bringt nichts Böses – nur eben nasse Füße – ja und in Hamburg ist die Fischbörse nur mit Gummistiefeln erreichbar (was sonst? Fische wollen schwimmen) – und so haben alle abenteuerlustigen Menschen ihren Spaß, und alle Lebenslustigen ihre Freude am Erleben des echten Lebens. So wie es ist.

Ja, und nichts ist passiert, außer dass eben ein paar Straßen „ein büschn“ unter Wasser standen, die Wellen der Ostsee eben dort waren, wo sonst im Sommer die Urlauber ihre Popos in die Sonne halten und – na ja, glaubt man den Medien: „die Küsten zerstört“ sind.

Okay, ich will das mal nicht weiter erwähnen, dass natürlich ein paar Betonplatten, die einst eine Treppe im Sand waren – und auch die, die einst eine Promenade waren, plötzlich wild im Sand herumliegen. Na und? Wer hat denn das Meer gefragt, ob es so was will? Und wieso braucht man das? Am Meer läuft man barfuß und braucht den ganzen Quatsch nicht. So gesehen hat die Ostsee ein bisschen des Unfugs beseitigt, damit sich nun die Menschen drüber ärgern und ihn neu errichten – bis dann in 10 Jahren oder irgendwann das Meer wieder sagt: „Es reicht!“ Ja, nur der Mensch kann sich seine Spielzeuge erschaffen wie er will… So viel zu den „zerstörten Küsten“.

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Die Natur ganz normal. Nur das Menschenwerk… na ja, bekommt halt nasse Füße
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Schlimm? Nö! 2002, als halb Dresden und das Umland weggespült wurde, das war schlimm – aber das war nicht die Ostsee.

Da stellt sich auch die Frage: Wie zerstört man eine Küste? Eine Küste ist der Ort, wo das Meer endet und das Festland beginnt. Und da knabbert das Meer eben immer wieder dran und verändert das Festland. Völlig normal das Alles. Erst dann, wenn der Mensch kommt, und in den Freiraum des Meeres eingreift, und Häuser so dicht ans Meer baut, erst dann wird es kritisch. Okay, ist doch tatsächlich auf der Insel Usedom ein bisschen Steilküste weggespült worden… Oben steht der Rest von einem Kiosk und im Fernsehen jault die Besitzerin, ihre Existenz sei ruiniert. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, war dabei und rief in das Gejaule hinein: „Langsam, langsam langsam“… „Wer so riskant baut, geht Risiken ein…“

Na ja, nix passiert, aber spannend für alle Abenteurer war es doch.

Autor: Marius Jaster

Aus Liebe zur Natur, besonders aber zum Meer und zu den Landschaften, die von Wind und Meer geprägt sind, bin ich seit einigen Jahren als Ostseereporter unterwegs gewesen. Jetzt treibt mich als Inselreporter die Sehnsucht bevorzugt auf die Inseln, die ich mag. Und zwar nicht nur die der Ostsee. Ich arbeite als Freier Publizist und publiziere in verschiedenen Medien durch Texte, Bilder, Filme, sowie durch eigene Bücher.

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