Ich geh‘ mal auf die Insel Rügen. Die Betonung liegt auf: GEHE! Aus Berlin.

Es regnet, er geht trotzdem los.

Peter ist 53 Jahre auf diesem Planeten unterwegs. KFZ-Mechaniker und Inhaber einer entsprechenden Werkstatt. „irgendwann habe ich gemerkt, ich bin ausgebrannt. Da habe ich meinen Rucksack gepackt und bin direkt von der Arbeit aus losgegangen.“

Getroffen habe ich ihn jetzt in Gingst auf der Insel Rügen. Im Restaurant „Nordstern“, wo ja auch Pensionszimmer für Gäste da sind. Und so wurde es ein entspanntes, unterhaltsames und interessantes Frühstück.

Und er sagt: „Das ist ein bisschen wie bei Forest Gump: LAUF! – Und nun brauche ich nicht den Jakobsweg gehen, nur weil Harpe Kerkeling ihn berühmt gemacht hat. Deutschland ist sooo wunderschön! Und da laufe ich eben hier rum.“Sein Rucksack: Gewogen mit 15 Kilo bei der Abreise. Das ändert sich dann natürlich unterwegs mit jedem Liter Wasser für den Weg auch ständig.

Und als wir uns verabschieden, nimmt er seine zwei Stöcke (die sind wichtig, um den Rhythmus zu hören, und natürlich eine Hilfe für die Gepäcklast, wie auch, wenn es bergauf geht).

Ansonsten ist es so, dass die Schuhe halten, nur die Hose nicht. Na ja, irgendwie kann er das verschmerzen.

Und nun macht er sich auf den Weg nach Wiek auf Rügen. Vorher wartet die Fähre. Zwar kann jeder Mensch wie Jesus übers Wasser laufen, aber nicht im Sommer. In einem kalten Winter, wenn sich der Aggregatzustand des Wassers in Eis verändert… Ja, das kann dann wirklich jeder. Im Sommer allerdings – na dann eben mit der Fähre.

Im Ursprung kommt Peter aus Biesdorf bei Berlin und erzählt auch ganz trocken: „Letztes Jahr, wo ich nach Usedom GEGANGEN bin, war es auch ganz nett“.

Peter läuft dem Leben nicht davon. Er läuft eben einfach und genießt jeden Meter.“ Schrittgeschwindigkeit ist die EINE Geschwindigkeit, in der wir alles wahrnehmen können. Von Natur aus so gegeben. Alle Hilfsmittel für mehr Geschwindigkeit rauben uns das echte Leben – oder eben nur einfach die Möglichkeit, es bis ins Detail wahr-zu-nehmen.“

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Es regnet. Egal. Peter läuft weiter.

Sprachs, verschwand und wenn er wieder zu Hause ist, wartet seine Frau (sie liegt lieber am Pool statt zu laufen, aber hat ihm ein Handy mitgegeben, damit immer Kontakt möglich ist) und dann hat er noch eine kleine Baustelle in seiner KFZ-Werkstatt. Und wenn fertig umgebaut ist, vermietet er sie dann einfach. Also nicht die Baustelle. Die rockt er noch und vermietet dann die Werkstatt. Und seine Frau hält zu ihm. „Wir sind 20 Jahre zusammen PLUS noch 12 verheiratet.“ Keine schlechte Bilanz.

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Da geht er nun. Wer weiß, was er denkt, fühlt… oder ob er sich ein Liedchen pfeift… Weg ist er. Auf seinem Weg. Danke für diese nette Begegnung!

Er läuft sich FREI. Schläft auf Campingplätzen, oder im Wald. Oder eben, wenn das Wetter nicht passt, auch mal in einer Pension.

Na dann noch: Guten Weg! Mir tut schon der Hintern weh, wenn ich von Berlin bis nach Rügen im Bus oder im Zug sitzen muss. Sooo lange….

Fotos: © Marius Jaster

Post Scriptum: Rasieren war geplant, aber irgendwas kam dazwischen. Also das Titelfoto mal ohne Bart vorstellen…. Aber wie es so ist auf langen Reisen, da ist eben alles ANDERS. Aber nicht schlimm.

Nach unserer Begegnung kam Peter gut in Wieck an, lief dann an der Ostseite Rügens hinunter bis nach Usedom und über die Insel Usedom dann wieder zurück nach Hause. Gut angekommen ist er auch.

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Autor: Marius Jaster

Aus Liebe zur Natur, besonders aber zum Meer und zu den Landschaften, die von Wind und Meer geprägt sind, bin ich seit einigen Jahren als Ostseereporter unterwegs gewesen. Jetzt treibt mich als Inselreporter die Sehnsucht bevorzugt auf die Inseln, die ich mag. Und zwar nicht nur die der Ostsee. Ich arbeite als Freier Publizist und publiziere in verschiedenen Medien durch Texte, Bilder, Filme, sowie durch eigene Bücher.

2 Gedanken zu „Ich geh‘ mal auf die Insel Rügen. Die Betonung liegt auf: GEHE! Aus Berlin.“

    1. Ahhhh… Ja… Es gibt so Menschen, die laufen gern. Dazu ist der Mensch auch geboren, um sich zu bewegen. Toll. Sehr bewundernswert, wenn sich jemand so eine Ausszeit nehmen kann. Ich wünsche ihm viel Spaß auf seinem weiteren Weg!

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